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Haar Tutorial

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=Thianari hat mit nach Tipps gefragt, wie man Haare (semi)realistisch colorieren kann und dabei ist dieses Tutorial entstanden.
(Ich hoffe sie hat nichts dagegen, dass ich es gleich hochlade, wo ich zur Abwechslung mal produktiv war |D)
Die dargestellte Technik ist ganz sicher nicht perfekt oder die einzig wahre, aber ich hab sie mir inzwischen so angewöhnt und eigentlich ganz gute Erfahrungen damit.
Ich entschuldige mich schon mal für das hässliche Tutorial-Layout, die umständlichen Erklärungen und das mehr oder weniger hingeschmierte Ergebnis, aber vielleicht hilft die Anleitung ja trotzdem dem ein oder anderen.

Ich hab ausschließlich SAI als Programm verwendet, aber ähnliche Ergebnisse müsste man mit jedem anderen Grafikprogramm hinbekommen, welches Ebenen(funktionen) und ein einigermaßen brauchbaren "Wischfinger" besitzt.

Hier nun die einzelnen Schritte:
(ihr könnt das Tutorial herunterladen, um es in Originalgröße anzuschauen)

1. Referenzen sammeln
Mit Referenzen zu arbeiten ist absolut keine Schande und gerade wenn man eine bestimmte Frisur malen möchte, aber null Ahnung hat, wie die Strähnen da fallen, die Haare bei Zöpfen zusammengezogen sind oder überhaupt der grobe Aufbau ist, sollte man sich erst mal am echten Leben orientieren, bevor man wild herumrät.
Obwohl ich es sonst eher ungern empfehle, bringt eine einfache Google-Bildersuche oft das schnellste Ergebnis. Da man ja hoffentlich die Haarsträhnen nicht 1zu1 übernimmt und nur eine erste Orientierung haben möchte, ist es in dem Fall nämlich vom Prinzip her egal, ob man Stock-Fotos verwendet oder nicht. In meinem Beispiel hab ich, glaub ich, nach "wavy red hair" oder etwas ähnlichem gesucht.
Sehr hilfreich sind Referenzfotos auch für die spätere Farbwahl. Wichtig ist, hierbei auf die Unterschiede zwischen dem Grundfarbton, den hellglänzenden Stellen und den im Schatten liegenden Flächen zu achten. Bei Rot oder Braun liegen die meisten diesbezüglich eigentlich intuitiv richtig, aber z.B. bei Blond machen viele den Fehler, für die Schatten einfach ein schmutziges Dunkelgelb zu verwenden, obwohl es in der Realität eher ein beinahe schwarzes Rotbraun oder ein sehr dunkles Olive ist. Die hellen Bereiche haben btw eigentlich immer eine wesentlich höhere Farbsättigung als das übrige Haar.

2. Skizze
Selbst wenn man beim Rest des Bildes fröhlich ins Blaue hineinpaintet, sollte man für Haare die Hauptsträhnen auf einer extra Ebene grob vorzeichnen. Das muss nicht besonders ordentlich aussehen, aber extrem wildes Gekrickel erschwert einem die späteren Malschritte und wahrscheinlich wäre es sinnvoll, eine etwas dünnere Pinselstärke zu verwenden, als ich es im Beispiel getan habe.
Als Skizzenfarbe ist ein Rotbraun sinnvoll, wenn man natürliche Haut- und Haartöne darstellen möchte.

3. Flatcolo
Erklärt sich eigentlich selbst. Hier einfach die Grundfarbtöne auswählen und hinklatschen. Aber auch hier schon darauf achten, dass man zu den Haarspitzen hin transparenter wird und den Haaransatz nicht zu abrupt oder hart macht.

4. erste Schattierung
Alles sehr grob mit einem großen Brush und nur um sich darauf festzulegen, aus welcher Richtung das Licht kommt.
In den Hautflächen mit der Haarfarbe herumschattieren und mit der Hautfarbe in den Haaren die hellen Bereiche festlegen. Das funktioniert logischerweise nicht mit allen Haarfarben gleich gut (bei grün oder blau wirkt es schnell unnatürlich), aber bei rot/braun/blond sollte man auf den Schritt nicht verzichten, weil er auf einfache Weise dafür sorgt, dass eine farbliche Einheit hergestellt wird.
Wenn man ein komplexeres Bild mit Hintergrund malt, sollte man aber lieber Farben daraus herausnehmen und "großzügig auf Kopf und Haare auftragen"

5. zweite Schattierung
Die Skizzen-Ebene wird etwas transparenter gemacht und mit einem etwas dünneren Brush auf der Colo-Ebene mit einer dunklen Variante der Haarfarbe herumgekritzelt. (Wie man sieht, hab ich die selbe Farbe auch wieder im Gesicht an einigen Stellen verwendet)
Im Gegensatz zum vorherigen Schritt ist es hier essenziell, die Striche immer schön in Wuchsrichtung der Haarsträhnen zu malen.

6. Einarbeitung der Outlines
Dieser Schritt ist imho der entscheidenste. Wenn man nur ein Speedpainting kritzeln möchte, kann man ihn im Prinzip überspringen. Wenn man aber ein detailliertes Bild möchte, sollte man bei diesem Schritt die größte Sorgfalt an den Tag legen.
Als erstes hab ich hier die Transparenz der Skizzen-Ebene noch ein bisschen erhöht. Danach hab ich mit dem Wischfinger alle skizzierten Haarsträhnen in Wuchsrichtung verschmiert, dann alle Ebenen auf eine einzige reduziert und schließlich alles noch ein bisschen mehr verschmiert (immer in Linienrichtung).
Jetzt kann man natürich fragen, warum bist du so bescheuert und löschst die Skizzenebene nicht einfach und malst dann nur an der Colo-Ebene weiter? Failigerweise hab ich keine wirklich überzeugende Antwort darauf. Irgendwie hab ich mir das so angewöhnt, als ich Skizzen oft schon so detailliert gemalt hab, dass sie mir zu schade war zum löschen und ich sie eben direkt weiterverwenden wollte. Nebenbei finde ich den entstehende Wirkung von weich und gleichzeitig grob aber auch nicht verkehrt.

7. erste Details
Zwischen diesem und dem vorherigen Schritt sieht man vermutlich nur in der Originalauflösung wirkliche Unterschiede. Hier hab ich erst auf einer extra Ebene mit einem ganz feinen und sehr dunklen Brush einzelne Haare in den Schattenbereichen gemalt. Zusätzlich hab ich einige einzeln herumfliegende Haare hinzugefügt.
Als zweites hab ich (wieder auf einer extra Ebene) mit der selben Brushstärke mit einer sehr hellen Farbe Einzelhaare gemalt, das aber auch nur sehr vereinzelt und überwiegend auf den von Licht beschienenen Stellen. Für diese Ebene hab ich dann als Ebeneneigenschaft "Luminanz" ausgewählt. Ich hab keine Ahnung, wie die Eigenschaft in Photoshop heißt, aber vermutlich "Abwedeln" oder "Unterbelichten" oder so ähnlich.
Je mehr man im Übrigen bei den Einzelhaaren den Grundwellen folgt, desto gekämmter wirkt das Haar insgesamt. Zeichnet man die Einzelhaare zufälliger verteilt und entgegen der Wuchsrichtung, wirkt es am Ende verwuschelter.
Wichtig(!): keine der Haarlinien sollte von Anfang bis Ende durchgezogen sein! Falls man das macht, erreicht man nur einen "Spaghetti-" oder "Wischmop-Effekt". Je lockiger das Haar ist, desto kürzer sollten die Strichlinien sein und eben hauptsächlich nur auf hellen Stellen gemalt werden. Paradoxerweise erreicht man nämlich gerade dadurch einen realistischeren Effekt, indem man die dunkleren Bereiche unscharf lässt. (Das sieht man auch bei dem ersten Referenzfoto ganz gut).

8. Farbspielereien
Vom Prinzip her kann man auch schon mit dem vorherigen Schritt aufhören und das Bild als "fertig" bezeichnen. Damit es etwas lebendiger wirkt, probier ich mich aber gerne noch mit den verschiedenen Ebeneneffekten aus. Dafür male ich auf unterschiedliche Ebenen verschiedene Farben (Bild links) und änder dann so lange die Transparenzen und Ebeneneigenschaften, bis es passt.
In diesem Fall hatte ich für Violett: "multiplizieren, 80%", für Rot: "normal", 30%" und für Gelb: "Luminanz, 25%".

9. letzte Details
Augenfarbe geändert, mit Multiplizieren einer extra Schattierungsebene das Gesicht noch etwas plastischer gemacht und mit einem sehr feinen Brush noch ein paar einzelne Haare hinzugefügt. Fertig.

übrige Tipps
Noch eine schnelle Zusammenfassung, wie sich ein Perrücken-Effekt vermeiden lässt (manches ist vielleicht logisch, aber ich nenn es der Vollständigkeit halber trotzdem):
- nicht erst den Kopf fertig malen und dann die Haare hinterher draufklatschen, sondern beides etwa gleichzeitig ausdetaillieren
- alle Bereiche, wo Haare auf Haut "treffen" (Haaransatz, Schultern...) so verwischt und undefiniert wie möglich lassen(!)
(dieser Hinweis ist eigentlich der absolut wichtigste und den Fehler machen sehr viele)
- für Schatten und helle Bereiche auf Haut und Haaren die selben Farbtöne verwenden (aber nicht unbedingt in der selben Intensität, da Haare wesentlich stärker reflektieren als Haut)


verwendete Referenzfotos:
- [link] [link] [link]



Und zum Schluss noch ein paar sehr hilfreiche Links. Ich weiß, dass ich schon einige Leute damit zugespamt habe, aber sie sind wirklich verdammt gut:
- [link]
- [link]
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Comments19
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Bleky-Fox's avatar
Das ist mal ne gute Erklärung (jetzt verstehe sogar ich wie das funktioniert). Immer wenn ich die Linien bei mir gelöscht habe sah das doof aus aber verwischen ist ja mal was ganz anderes..
Danke fürs reinstellen!